Beim Besuch im Landtags-Wahlkampf Ende April 2010 in Bad  Oeynhausen hat Karl-Theodor zu Guttenberg viel Beifall erhalten. Etwa  300 Besucher haben seine Rede im Theater im Park verfolgt. Das  WESTFALEN-BLATT holte gestern Stimmen an der Parteibasis zum Rücktritt  des Ministers ein.
CDU-Fraktionschef Kurt Nagel.Stadtverbandschef Lothar Gohmann.Im  Landtags-Wahlkampf hat Karl-Theodor zu Guttenberg Ende April  vergangenen Jahres Bad Oeynhausen besucht und im Theater im Park eine  Rede gehalten. Hier ist er umringt von einigen der mehr als 300  Besucher, links Stadtverbandschef Lothar Gohmann.Foto: Claus Brand  
  »Den  Rücktritt bedauere ich sehr. Er hat getäuscht, seine Fehler  eingestanden, seinen Doktortitel zurückgegeben und sich bei den  Betroffenen entschuldigt«, sagte CDU-Stadtverbandschef Lothar Gohmann  dem WESTFALEN-BLATT auf Anfrage. Er fragt: »Was sollte er noch tun? Die  Frage ist doch: Darf ein Minister Fehler machen und welche Konsequenzen  sind angemessen. Da er selbst die Messlatte der Integrität sehr hoch  gelegt hat, ist sein Rücktritt nur konsequent. Dennoch hätte ich ihn mir  weiter im Amt des Verteidigungsminister gewünscht.« Die begonnene  Bundeswehrreform, »die er zum Teil gegen den Widerstand aus eigenen  Reihen begonnen hat, muss zu Ende geführt werden.« Lothar Gohmann: »In  der Politik - das haben schon andere erfahren müssen - darf man keine  Fehler machen. Die Zukunft wird zeigen, wer in welchen Doktorarbeiten  noch geschummelt, oder nur einfach Fußnoten vergessen hat.« Karl-Theodor  zu Guttenberg habe ihn in seiner bisherigen politischen Laufbahn  überzeugt, »wie kein anderer Bundespolitiker. Entscheidend war und ist  immer noch die Leistung und nicht ein Titel«, erklärte Gohmann.
  »Es  ging zu keinem Zeitpunkt wirklich um die Doktorarbeit. Eine seit vielen  Wochen rein politisch initiiert Kampagne findet mit beispielloser  Rücksichtslosigkeit und kaum fassbarer medialer Unterstützung, selbst  seriösester Zeitungen, mit dem Rücktritt des Verteidigungsministers sein  Ende«, sagte gestern Kurt Nagel, Chef der CDU-Fraktion im Stadtrat. Und  weiter: »Es ging schlicht um die Beschädigung des Politikers zu  Guttenberg und dabei war den politischen Gegnern jedes, aber auch jedes  Mittel recht, selbst vor Pietätlosigkeit, wie im Fall der Gorch Fock,  schreckte man nicht zurück. Hier agierte ein Politiker neuen Stils mit  einer enormen Popularität und genau aus diesem Grunde wurde er zur  Strecke gebracht.« Nicht immer habe zu Guttenberg richtig agiert, »aber  wem gelingt das schon?«, fragt Kurt Nagel. »Für die Bundeswehr ist sein  Rücktritt auf jeden Fall ein herber Verlust.« Zu der Affäre um seine  Doktorarbeit schließe er sich der in weiten Teilen unverantwortlichen  Vorverurteilung nicht an. »Eine Aufarbeitung ist zwingend erforderlich.  Es stellt sich mir aber auch die Frage, ob sie denn bisher von keinem  der verantwortlichen Herren Professoren gelesen wurde, die sie ja  beurteilt haben und zwar cum laude«, erklärte Nagel.
  Christoph Hartke  ist Vorsitzender Jungen-Union auf Kreisebene. Er meinte: »Der Zeitpunkt  des Rücktritts war für mich überraschend. Was in den Medien um ihn  herum passiert ist, hat den Druck weiter erhöht. Hinzu kommt, dass nun  auch Stimmen aus der Wissenschaft gegen ihn laut geworden sind.« Die  Argumentation zum Rücktritt, dass die Debatte nicht auf ihn alleine,  sondern zunehmend auf die Bundeswehr zurückfalle, könne er  nachvollziehen.
  »Herr Guttenberg ist stets als sehr vorbildlich,  gewissenhaft und geradlinig charakterisiert worden. Gemessen an seinen  eigenen Prinzipien ist der Rücktritt richtig, vielleicht hätte er  bereits eher erfolgen müssen, denn dieser Schatten wird ihn begleiten«,  meinte SPD-Stadtverbandschef Dr. Olaf Winkelmann. »Ich glaube, wenn er  allein hätte entscheiden können, wäre er bereits letzte Woche  zurückgetreten und hätte damit der Glaubwürdigkeit seiner Person, wie  auch der Politik einen größeren Gefallen getan - auch für einen zweiten  Neuanfang.« Karl-Theodor zu Guttenberg habe für einen neuen  Politikertypus gestanden, der sich großer Beliebtheit erfreuen durfte.  Olaf Winkelmann: »Ich wünsche ihm für die Zukunft alles Gute.«  
Artikel vom 02.03.2011