Grundschule Eidinghausen: Nach sehr hitziger Debatte setzten sich CDU, FDP, Linke, UW und drei Grüne mit ihrem Antrag durch. Bürgermeister Achim Wilmsmeier hält Beschluss für nicht rechtskonform
						Die Stadt baut für 16,2 Millionen  Euro eine neue vierzügige Grundschule in Eidinghausen. Das hat der Rat  gestern gegen die Stimmen von SPD, BBO und dem grünen Ratsherren Rainer  Müller-Held beschlossen. CDU, Linke, UW, drei der vier anwesenden Grünen  und der FDP-Ratsherr Wilhelm Ober-Sundermeyer setzten ihren Antrag bei  zwei Enthaltungen aus der SPD mit 32 zu 16 Stimmen in namentlicher  Abstimmung durch.
Zwei,  die eigentlich im sogenannten Fünferbündnis kooperieren, warfen sich in  der sehr hitzigen Debatte wechselseitig die "Störung des Schulfriedens"  vor. Olaf Winkelmann (SPD) richtet den Vorwurf an Volker Brand (Grüne)  der den Antrag auf Bau der vierzügigen Schule im Rat begründet hatte.  Wer das jetzt beschließe, riskiere eine Schwächung der Schulverbünde  Werste-Wulferdingsen und Dehme-Volmerdingsen, sagte Winkelmann und  appellierte an den Rat, die Entscheidung aufzuschieben und die  Verwaltung zu beauftragen, das Für und Wider erneut zu prüfen und auch  die Vorbehalte der Schulpflegschaften aus Dehme und Werste zu  berücksichtigen.
  
  Das  nannte Volker Brand "ein Spiel mit der Angst". Er plädierte für den  vierzügigen Ausbau, weil in Eidinghausen eine Schwerpunktschule für die  Inklusion entstehen soll. "Es wird nicht funktionieren, in vollen  Klassen Inklusion zu betreiben", prognostizierte der Grüne. Er  versicherte, dass der vierzügige Ausbau keine negativen Folgen für die  Grundschulen Dehme und Werste haben würde. 
  
  Für  Helke Nolte-Ernsting (CDU) war die Ratsdebatte eine "Farce", denn SPD,  BBO und Rainer Müller-Held stellten den erprobten Schulkonsens infrage.  Kurt Nagel (CDU) fragte sich, was in den sieben Schulausschusssitzungen  zu diesem Thema beraten worden sei, wenn noch immer nicht alle Fakten  auf dem Tisch lägen, und warum man den Empfehlungen der vier externen  Gutachten nicht folge, wenn man sie denn in Auftrag gegeben habe.  Winkelmann gab zu bedenken, dass viele Kommunen, darunter auch Herford,  die Schulplanung auf Eis gelegt hätten, weil nicht klar sei, welche  Rahmen die neue schwarz-gelbe Landesregierung setzen werde. 
  
  »Auch Bertelsmann weiß nicht, wie viele Kinder geboren werden«
  
  Ausgiebig  stritten sich die Kontrahenten über die "Belastbarkeit" von Zahlen. Für  SPD, BBO und Müller-Held sind die aus dem Rathaus richtig, auf deren  Basis die von Bürgermeister Achim Wilmsmeier geführte Verwaltung einen  dreizügigen Ausbau empfohlen hatte; Grüne, Linke, CDU, UW und die  meisten Grünen hatten mit Daten der Bertelsmann-Stiftung argumentiert,  die laut Winkelmann eher geringere Schülerzahlen prognostizieren als die  Zahlen der Stadtverwaltung. "Auch Bertelsmann weiß nicht, wie viele  Kinder geboren werden", kommentierte Kurt Nagel den Streit. 
  
  Während  Reiner Barg (BBO) immer wieder auf die "belastbaren" Zahlen der  Verwaltung verwies und den Befürwortern der Vierzügigkeit  "Fahrlässigkeit" vorwarf, zweifelte Wilhelm Ober-Sundermeyer prinzipiell  am Wert von Prognosen: "Wir wissen nicht was die Zukunft bringt, aber  wir wollen das Beste für unsere Kinder." Letzteres teilten als einziges  Argument alle Redner. 
  
  Andreas  Korff (Linke) sah in Winkelmanns Argumentation seine "schlimmsten  Befürchtungen" bestätigt. Er warf dem Sozialdemokraten vor, die  Schulstandorte im Norden der Stadt gegeneinander auszuspielen. Er  unterstellte Winkelmann parteipolitische Motive, es gehe dem  SPD-Fraktionschef nicht um die Bürger von Bad Oeynhausen sondern um  dessen Vorbehalte gegenüber der neuen gelb-schwarzen Landesregierung.  Diese politischen Farbenspiele auf Kosten der Kinder, Lehrer und Eltern  ödeten ihn an. 
  
  »Ich werde diesen Beschluss beanstanden«
  
  Korff,  Nagel und Brand wunderten sich gemeinsam über den "Gesinnungswandel"  der SPD, schließlich habe man fast zwei Jahre lang im Konsens eine  vierzügige Schule in Eidinghausen geplant. Nun habe man aber belastbare  Zahlen, konterten Winkelmann und Barg den Vorwurf. 
  
  Rainer  Müller-Held, der seiner grünen Fraktion die Gefolgschaft erneut  verweigerte, betonte, dass er überall in der Stadt die gleichen,  möglichst optimalen Lernvoraussetzungen erfüllt sehen möchte. Das sei  nicht zu erreichen, wenn die Stadt allein in Eidinghausen 16,2 Millionen  Euro investiere. 
  
  Auf  Nachfrage von Reiner Barg bestätige Bürgermeister Achim Wilmsmeier,  dass sich so oder so der Schulausschuss erneut mit der Grundschule  Eidinghausen zu befassen habe, denn in der Sitzung am 14. September habe  der Ausschuss die Dreizügigkeit zwar abgelehnt, die Vierzügigkeit aber  nicht beschlossen. Das habe ihm auch die Kommunalaufsicht so bestätigt,  sagte der Bürgermeister. 
  
  "Das  ist eine merkwürdige Rechtsauffassung, wenn ein Ausschuss über dem Rat  steht", empörte sich Kurt Nagel (CDU). Als der Bürgermeister ankündigte,  eine Entscheidung für die Vierzügigkeit zu "beanstanden" erklärten  Nagel, Korff und Brand: "Darauf lassen wir es ganz entspannt ankommen."