Die Tour der Möglichkeiten

Was Planer, Politiker und Interessenvertreter mit dem Radschnellweg OWL vorhaben

Herford/Löhne/Bad Oeynhausen. Radfahrer sind überraschende Wendungen im Straßenverkehr ja gewöhnt. Ständig kreuzen Hundeleinen, Rollschuhfahrer oder Erdölverschwender ihren Weg. Doch mit einem Pferd rechnen wohl die wenigsten. Gut, dass die 30 radelnden Verkehrsplaner, Politiker und Interessenvertreter am Samstag gerade Pause machten, als der Gaul den möglichen Radschnellweg OWL kreuzte.

Die Radlergruppe war auf dem Weg von Herford über Löhne nach Bad Oeynhausen, um die Möglichkeiten der künftigen Trassenführung auszuloten. Im Januar legen die Planer die etwa 100.000 Euro kostende Machbarkeitsstudie vor, die zu 80 Prozent vom Land gefördert wird. Die Radtour sollte den geladenen Teilnehmern ein Gefühl für Knackpunkte und Alternativen geben. Etwa die Hälfte der Radler ist mit dem Auto angereist. In Minden startete zeitgleich eine etwa gleich große Gruppe.

Pioniere auf dem Schnellradweg: Am Inowrocßaw-Platz in Bad Oeynhausen trafen sich Planer, Politiker und VerwaltungsfachleutePioniere auf dem Schnellradweg: Am Inowrocßaw-Platz in Bad Oeynhausen trafen sich Planer, Politiker und Verwaltungsfachleute

HERFORD

Der Weg durchs Stadtgebiet Richtung Löhne ist unspektakulär. Schon jetzt ist die Strecke für Radfahrer ausgeschildert. Die Kreuzungen zur Hansastraße, Waltgeristraße und Eimertenstraße könnten über Ampelschaltungen Radlern Vorrang gewähren. Komplizierter würde der Anschluss der Werrestraße (L 965), auf der Tempo 70 erlaubt ist. Edzard Hildebrandt von der Planungsgemeinschaft Verkehr spricht von einer "kniffligen Kreuzung" und lässt den Treck halten. "Wir planen eine Banane", sagt er. Entlang der Löhner Straße (L 965) wird?s eng. Zurzeit gibt?s nur einen kombinierten Rad- und Fußweg und der ist auch noch schlaglöchrig. Der Radschnellweg soll durchgängig vier Meter Breite haben. Entweder geht?s dann künftig hinter den Häusern über die Äcker, was teuren Grunderwerb voraussetzt oder aber die Landesstraße muss überquert werden, um auf den Stadtweg zu kommen. Dort wäre Platz, allerdings ist der Schotter denkbar ungeeignet. Eine Asphaltstraße wäre gut, eine geschlossene Fahrbahndecke ist Schutzgebiet ist aber ein Problem. Doof ist auch der Trecker-Verkehr und das unerwartet kreuzende Pferd. Planer Hildebrandt sieht "immense Nutzungskonflikte".

LÖHNE

Die Stadtgrenze ist nur durch eine schmale Furt passierbar und die führt auch noch durch das Naturschutzgebiet Bramschebachtal. Eine neue, sechs Meter breite Brücke wäre eine Lösung und ein Weg um den Spatzenberg herum. Die Planer lenken den Treck am Löhner Autistenheim vorbei auf den Neuen Kamp. Das Gewerbegebiet mit den vielen Hermes-Lastwagen muss nicht durchquert werden. Allerdings ist auch der Spatzenberg "landschaftlich sensibel" wie das Planerin Annika Wittkowski sagt. Am Obernfeld gerät der Tross in einen Regenschauer.

Frisch gewässert rollen die Radler quer über die Herforder Straße entlang der Schienen. Das könnte Löhnes Wiedererkennungsmerkmal werden: Immer an der Bahn lang. Die Gruppe radelt über die Straße An der Kölner Bahn und durch den Dickendorner Weg auf die Bünder Straße. Allein vier Bahnunterführungen liegen auf dem Weg. Am interessantesten werden wohl die Planungen unter der Königsbrücke durch auf den Bahnweg. Siematic müsste einen Teil des Firmenparkplatzes aufgeben und die Bahn Grundstücke verkaufen.

In Gohfeld rollt der Tross über die Flagenstraße Richtung Bad Oeynhausen, als Planer Rainer Dargel vor der Weihestraße stoppt und von einer "niveaufreien Lösung" spricht. "Keine niveaulose" ergänzt der Löhner Baudezernent Wolfgang Helten im Gelächter der Mitreisenden. Die Rede ist von einer 40 Meter langen Brücke über die Weihestraße und den Sudbach zum ehemaligen Gohfelder Bahnhof.

BAD OEYNHAUSEN

Der Anschluss der Kurstadt ist ein weiterer Knackpunkt. Der Bad Oeynhausener Fachbereichsleiter für Stadtplanung Arnold Reeker favorisiert die Verkehrsführung über die noch zurückzubauende, dann ehemalige Stadtautobahn. Über die Gohfelder Ringstraße wird das zu eng. Eine Variante wäre quer über die Wilhelmsstraße und Elisabethstraße. Dann wäre ein Anschluss über die Brunnenstraße oder die Lennéstraße auf die Kanalstraße möglich. Die nächste Schwierigkeit wäre dann der Weserradweg.

 

Eine Weserquerung wie jüngst vom ADFC (NW vom Freitag) ins Spiel gebracht, halten die Planer für eher ungeeignet. "Das wäre ein KO-Kriterium", glaubt Reeker. Allein der Neubau einer Brücke könnte so viel kosten wie die ganze restliche Strecke.