»Noch ist es ein Radschleichweg«

Zwischen Minden und Herford machen sich 60 Teilnehmer ein Bild von möglicher schnellen Zweirad-Verbindung

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Davon sind die Befürworter des Radschnellweges Ostwestfalen-Lippe überzeugt. Und so stiegen sie trotz stürmischen und verregneten Wetters am Samstag auf ihre Räder, um die Problemstellen der möglichen Route aufzuzeigen. Ihr Fazit: »Es ist noch viel zu tun.«

Arnold Reeker, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Bauen der Stadt Bad Oeynhausen, gab sich im Anschluss optimistisch. »Wir haben eine Vision. Und die wollen wir umsetzen.« Gemeinsam mit der städtischen Fahrradbeauftragten Linda Noack war er federführend bei der Organisation der Befahrung. Insgesamt fanden sich 60 Personen aus Lokalpolitik und Interessenverbänden zusammen. Auch Bürgermeisterkandidat Kurt Nagel war mit von der Partie.

Kurt Nagel unter den Radfahrern beim Erkunden des RadschnellwegesKurt Nagel unter den Radfahrern beim Erkunden des Radschnellweges

Eine Hälfte startete am Herforder Bahnhof, während weitere 30 Radfahrer in Minden losfuhren. Nach einer dreistündigen Fahrt trafen sie sich pünktlich um 16 Uhr in Bad Oeynhausen zum Austausch. »Heute sind wir eher einen Radschleichweg gefahren, als einen Radschnellweg«, fasste Arnold Reeker die Tour zusammen.

Das soll sich ändern. Gemeinsam mit dem Kreis Herford und den Städten Herford, Löhne, Porta Westfalica und Minden verfolgt die Stadt Bad Oeynhausen den Plan, eine Strecke durch die Städte zu bauen, auf der Radfahrer sicher und schnell unterwegs sein können. Der Weg ist weniger für Freizeitfahrer, als für Pendler gedacht, die für ihren Weg zur Arbeit auf das Rad steigen wollen. »Es ist gar nicht so einfach, die Leute für dieses Projekt zu begeistern. Bevor das geschieht, muss ein Umdenken stattfinden, denn derzeit nehmen die meisten Leute wie selbstverständlich das Auto für den Arbeitsweg«, erklärte Arnold Reeker.

Wenngleich es sich nur um eine grobe Schätzung handelt, belaufen sich die Kosten voraussichtlich auf etwa zehn Millionen Euro. Eine Summe, bei der gerne Stimmen laut werden, die nach der Notwendigkeit eines solchen Radschnellweges fragen. Das Land NRW unterstütz die Pläne allerdings. Mit dem Aktionsplan zur Förderung der Nahmobilität hat sich das Land zum Ziel gesetzt, ebensolche Projekte zu fördern. Bei einem Wettbewerb wurde der Radschnellweg Ostwestfalen-Lippe zu einem von fünf Gewinnerbeiträgen gewählt. Damit sind die Chancen darauf, das Projekt zu realisieren deutlich gestiegen. Derzeit wird von der »Planungsgemeinschaft Verkehr« mit Sitz in Hannover eine Machbarkeitsstudie erhoben, die darüber urteilen soll, ob das Verhältnis von Aufwand und Nutzen vertretbar ist. Bereits jetzt übernimmt das Land 80 Prozent der Kosten. Die restlichen 20 Prozent teilen sich die Initiativpartner. Auch die Kosten am Bau könnten ähnlich verteilt werden. Das ist Reeker und den Initiativpartnern jedoch nicht genug: »Wir hoffen, dass es zu einer Änderung des Straßen- und Wegegesetzes kommt. Dann würde das Land unter Umständen 100 Prozent der Baulasten tragen.«

Noch handelt es sich um Wünsche und Visionen. Erst wenn im Januar 2016 das Ergebnis der Machbarkeitsstudie veröffentlicht wird, lassen sich die Pläne konkretisieren. Eins steht aber fest: An Optimismus und Engagement mangelt es den Befürwortern nicht.