CDU wagt Verjüngungskur im Rat

Julian Noweck ist mit 27 Jahren jüngster Parlamentarier

NW/Bad Oeynhausen. Das typische Mitglied im Stadtrat Bad Oeynhausen ist männlich und 52 Jahre alt. Ein Mann ist Julian Noweck auch. Aber nur gut halb so alt wie der Durchschnitt der Ratsmitglieder. Nach der Wahl am Sonntag, bei der Noweck Mehrheit und Direktmandat in seinem Wahlbezirk holte, ist der 27-Jährige mit Abstand der Jüngste im Stadtparlament. Und er ist nicht der einzige unter 40-Jährige, den die Christdemokraten in den Rat schicken.

Julian Nowek, der Jüngste im neuen Rat, mit seinem Fraktionskollegen Peter Kaeseberg. Kaeseberg zog 1973 als 23-Jähriger in den Stadtrat ein. Fotos: Peter SteinertJulian Nowek, der Jüngste im neuen Rat, mit seinem Fraktionskollegen Peter Kaeseberg. Kaeseberg zog 1973 als 23-Jähriger in den Stadtrat ein. Fotos: Peter Steinert
Überraschend hatte sich Noweck im Wahlbezirk 9 gegen den gestandenen SPD-Kandidaten Karl-Hermann Hottel durchgesetzt (der über die Reserveliste in den Rat einzieht). "Seit ich 20, 21 bin, interessiere ich mich stärker für Politik", sagt Noweck. "Es macht mir Spaß, politische Debatten zu führen. Und ich möchte gern die Geschicke von Bad Oeynhausen mitgestalten", erklärt der Lehramtsanwärter. Für die CDU habe er sich entschieden, "weil mir die christlichen Werte wichtig sind", sagt Noweck. Bemerkenswert findet er, dass "gerade in der konservativen CDU solch eine junge Gruppe Einzug hält." Er hoffe, damit auch andere junge Menschen für Politik begeistern zu können.

Die CDU hat sich mit der Wahl am Sonntag eine regelrechte Verjüngungskur verpasst. Von den sieben neuen Mitgliedern der CDU-Fraktion sind außer Noweck noch einige geeignet, den Altersschnitt des Rates zu senken: Malte Kuhlmann ist 31 Jahre alt, Jens Walkenhorst 34 und Katharina Weber 35. "Wir haben gezielt nach jungen Leute in unserer Partei geschaut und festgestellt: Es ist gar nicht so schwer, sie zu finden", sagt der Vorsitzende der Bad Oeynhausener CDU, Kurt Nagel. Diese Nachwuchspolitiker habe man gezielt nach vorn bringen wollen bei der Wahl. "Wir wollen schließlich keine Fraktion 70 plus sein."

Insgesamt aber wird der neue Rat im Schnitt nicht jünger als der alte. Im Gegenteil. Während der alte Rat nach Auskunft von Stadt-Pressesprecher Volker Müller-Ulrich einen Altersdurchschnitt von 50,1 Jahren hatte, liegt der Schnitt im neuen Rat bei 52,6 Jahren. Denn in den anderen Parteien gibt es das Phänomen der nachrückenden Jugend nicht. Den neuen, fünften Sitz der Grünen wird zum Beispiel Karl-Heinz Weigelt, 64, einnehmen. In der FDP wird Wilhelm Ober-Sundermeyer, mit 69 Jahren der älteste aus der Dreier-Riege der FDP, den letzten verbliebenen Ratssitz der Liberalen besetzen.

Und auch in der SPD, die immerhin fünf neue Mitglieder in ihre Fraktion bekommt, wird der Altersschnitt eher steigen. Zum Beispiel dadurch, dass Sven Berger, mit 41 Jahren eines der jüngsten Mitglieder der SPD-Fraktion, für den neuen Rat nicht wieder kandidierte. "Youngster" unter den Sozialdemokraten ist Andreas Below, 39. "Das Durchschnittsalter unserer Fraktion hat sich eher um fünf, sechs Jahre erhöht", sagt der SPD-Vorsitzende Olaf Winkelmann. Als Schwäche sieht er, dass die SPD in Bad Oeynhausen keine Jungsozialisten hat. "Eine Verjüngungskur brauchen wir auf jeden Fall bei der nächsten Wahl", so Winkelmann.

Stellt sich die Frage, ob die CDU auch bei der Nominierung ihres Bürgermeister-Kandidaten für die Wahl im nächsten Jahr einen Generationswechsel wagen will. "Das", so Kurt Nagel, "wissen wir noch nicht. Ich kenne ja den Kandidaten noch nicht." Erst im Herbst, so kündigt Nagel an, solle der CDU-Kandidat für das Bürgermeisteramt nominiert werden.